Beinahe aus allen Nähten platzte die evangelische Kirche in Hirschhorn am vergangenen Sonntag. Grund für den Andrang war ein festliches Konzert zum sechzigjährigen Bühnenjubiläum des inzwischen einundachtzigjährigen Peter Orloff und dem Schwarzmeer- Kosakenchor unter Mitwirkung und in Zusammenarbeit mit dem Dreiklang Frauenchor 1991 Igelsbach e.V.

Peter Orloff, ein deutscher Schlagersänger, Komponist, Liedtexter und Musikproduzent kann als „König der Hitparaden“ mit 16 eigenen offiziellen Chart-Hits und zahlreichen Goldenen Schallplatten auf eine erfolgreiche Musikkarriere zurückblicken. Aber auch als Textdichter und Komponist für bekannte Sänger wie unter anderen Bernd Clüver, Peter Maffay, Freddy Quinn, die Flippers, Roy Black, Stefanie Hertel oder Andy Borg ist er bekannt.


Mit den Schwarzmeerkosaken kam Peter Orloff schon in frühester Jugend in Kontakt, denn sein Vater Nikolai S. von Orloff, ein evangelischer Geistlicher, hatte das Ensemble mitbegründet und geleitet. Sein Traum war es immer, bei dem Ensemble seines Vaters mitzusingen, was ihm mit vierzehn Jahren als jüngster Sänger aller Kosaken-Chöre auch gelang. Zunächst gegen den Willen des Vaters, der allerdings durch den Erfolg seines Sohnes eines Besseren belehrt wurde und sehr stolz auf ihn war.

Nach dessen Tod im Jahr 1990 übernahm Peter Orloff selbst die Leitung der Schwarzmeer-Kosaken und baute das Ensemble wieder auf, indem er ausgebildete Opernsänger vom Schwarzen Meer, aus Russland und der Ukraine dazu holte. Musikalisch begleitet werden sie von Irina Kripakova an der Domra und Ilya Kurtev an dem Bajan. Die Domra ist eine in der russischen Musik gespielte Schalenhalslaute und gilt als mögliche Vorgängerin der Balalaika. Das Bajan ist die osteuropäische Form des Knopfakkordeons.

Es sah schon beeindruckend aus, als die sechs gestandenen Männer in ihren schwarzen Uniformen im Altarraum schon mal eine Kostprobe ihrer außergewöhnlichen Stimmen hören ließen. Die Ausbildung an der Oper ließ sich nicht verbergen, denn jeder einzelne füllte ohne Mikrofon die Kirche mit seiner machtvollen Stimme bis in den letzten Winkel. Vom tiefsten Bass über Tenor bis zum Countertenor, ja fast Sopran, war alles dabei.

Orloff bat zu Beginn das Publikum zum gesungenen „Vater unser“ (russ. Отче наш (Otche nash)) aufzustehen. Danach folgten weitere Lieder aus dem christlichen Genre wie zum 1. Psalm Davids, der auch als Weisheitspsalm gilt sowie ein berührend intoniertes „Ave Maria“. Auch bei „Fürst Igor“ beeindruckte jeder einzelne der Sänger als Solist mit unglaublicher Stimmgewalt. Nach der „Legende von den 12 Räubern“ und der „Zarenhymne“ ging es in das Reich der Opern. Überwältigend gesungen wurde „Nessun Dorma“ (ital. für „Keiner schlafe“) aus der Oper Turandot von Giacomo Puccini. Die Themenmelodie aus „Schwanensee“ von Tschaikowsky und „Teure Heimat“ aus dem Gefangenenchor von Nabucco erzeugten Gänsehaut und rundeten den klassischen Teil ab.

Nach einer Pause begeisterten Irina Kripakova und Ilya Kurtev an ihren Instrumenten mit einer meisterhaft gespielten musikalischen Einlage. Danach folgten eher heimatliche Klänge wie „Glorreicher Baikalsee“, „Auf viele Jahre“, „Das einsame Glöckchen“ sowie das „Kosakenlied“. Auch „Sulika“, „Poljuschko“ und „Stenka Rasin“ erinnerte an die Heimat der Schwarzmeerkosaken. Dass die Sänger nicht nur singen, sondern auch tanzen und humorvoll schauspielern können, bewiesen sie im „Kosakenfest“.
Zum Abschluss waren noch bekannte Melodien wie „O sole mio“, die „Abendglocken“ und die beliebten Lieder „Kalinka“ und „Wolgalied“ zu hören. Gemeinsam mit dem Dreiklang Frauenchor aus Igelsbach erklang harmonisch zum Abschluss „Gute Abend, gute Nacht“.

Der Applaus war überwältigend und Standing Ovations belohnten die außergewöhnlichen Leistungen der einzelnen Sänger mit Peter Orloff und den beiden Musikern. Wer sich noch etwas Zeit nahm durfte sich vor der Kirchentüre noch am traumhaft gesungenen „Amazing grace“ des Frauenchores Dreiklang erfreuen.
Von Waltraud Dollinger